Bosch

Positive Entscheidungen für die Zukunft des Homburger Bosch Standortes

13.03.2019 | „Es könnte Licht am Ende des Tunnels geben“

„Dem Homburger Betriebsrat und der IG Metall ist ein wichtiger Schritt zur Zukunftssicherung des Homburger Standortes gelungen. Das Homburger Bosch Werk erhält den Zuschlag für die vorindustrielle und industrielle Fertigung verschiedener Bauteile der Brennstoffzelle. Es ist ein erster und kleiner Schritt, aber ein wichtiger Schritt und endlich wieder einer, der in die richtige Richtung geht.

Welche Beschäftigungswirkungen damit einhergehen, ist derzeit noch nicht absehbar. Dies wird wesentlich von der weiteren Entwicklung des Produktes und des Marktes abhängig sein. „Kurzfristig wird dies die Beschäftigungssituation im Homburger Werk nicht unterstützen. Aber langfristig könnte es das lang ersehnte Licht am Ende des Tunnels bedeuten“, kommentiert Oliver Simon, Vorsitzender des Homburger Bosch Betriebsrates die aktuelle Entwicklung.

Für Ralf Reinstädtler, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Homburg-Saarpfalz ein ermutigendes Signal für den Bosch Standort und die Region. Reinstädtler weiter: „Hier haben die IG Metall Betriebsräte bei Bosch in den vergangenen Wochen einen bärenstarken Job gemacht. Es gab Versuche die Ansiedlung mit Zugeständnissen der Belegschaft zu verknüpfen. Es wurde versucht einzelne Standorte gegeneinander auszuspielen. Diesen Versuchen haben unsere Betriebsräte trotz der kritischen Beschäftigungssituation im Homburger Werk widerstanden. Sie haben einen klaren Kopf behalten und für eine faire Ansiedlung gekämpft. Eine Ansiedlung, die nicht auf Kosten der Beschäftigten geht.“

Oliver Simon ergänzt: „Konkret hatte das Management verlangt, die Arbeitszeit auf bis zu 30 Stunden pro Woche zu reduzieren und den damit einhergehenden Entgeltausfall durch das Aufzehren von Einmalzahlungen auszugleichen. Für die Mitarbeiter hätte dies bedeutet, dass sie auf Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld und andere tarifliche Zahlungen im laufenden Jahr hätten verzichten müssen. Diese Forderung ist jetzt vom Tisch.“

Für Reinstädtler zeigt sich hier mal wieder, wie wichtig es ist in schwierigen Zeiten zusammenzustehen. Reinstädtler weiter: „nur durch den Schulterschluss der Betriebsräte aller deutschen Standorte im Bereich Power Solution war dieser Erfolg so möglich. Geholfen hat hier die klare Festlegung auf konkrete Ziele in der sogenannten „Bamberger Erklärung“ vom 14.02.19 dieses Jahres. Diese Erklärung wurde dem Management als Bedingung für weitere Verhandlungen überreicht und gleichzeitig angekündigt, dass mit dem Widerstand der Belegschaften zu rechnen ist, falls keine Bewegung in die Verhandlungen kommt. Hier zeigt sich auch, dass ein hoher gewerkschaftlicher Organisationsgrad eine wichtige Größe für die eigene Durchsetzungskraft und die Entwicklung von tragfähigen Zukunftslösungen ist“.

Simon hierzu: „Dieser Schulterschluss war bitter nötig, denn ansonsten hätten wir keine Fortschritte und kein Ergebnis erreichen können. Das Management hat inzwischen erklärt, dass man dazu breit ist, über sämtliche Punkte der Bamberger Erklärung zu verhandeln. Mit Ausnahme unserer Forderung auf den Verzicht von betriebsbedingten Kündigungen. Aber auch hier ist noch nicht das letzte Wort gesprochen. Dieser Punkt ist und bleibt für uns natürlich ein ganz wichtiger und zentraler Baustein.“

Für den Standort Homburg mit seinen 4.100 Beschäftigten nimmt Oliver Simon an den Verhandlungen teil. Der Standort Feuerbach mit 15.000 Beschäftigten wird durch den Betriebsratsvorsitzenden Frank Sell vertreten und für den Standort Bamberg mit seinen 8.000 Mitarbeitern nimmt der Betriebsratsvorsitzende Mario Gutmann teil.

Für Reinstädtler gibt es trotz dieser ersten kleinen Erfolge keinen Grund mit dem Engagement für die Zukunftsfähigkeit des Homburger Standortes nachzulassen. Reinstädtler hierzu: „Für Feierlaune gibt es keinen Anlass. Die Dieselkrise ist nicht überwunden und die Transformation in der Automobil- und Automobilzulieferindustrie alles andere als bewältigt.“

Daher werden wir am Montag, dem 18.03.2019 im Rahmen einer aktiven Mittagspause die Beschäftigten von Bosch in Homburg zu einer Kundgebung vor der Sporthalle in Homburg-Erbach aufrufen. Die Mitarbeiter bei Bosch haben kein Verständnis dafür, dass die Politik Batterieautos als Fahrzeuge mit null Emission bewertet und gleichzeitig bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren am Auspuff der CO2 Ausstoß gemessen wird.

Auch die Dieselfahrverbote in Deutschland für Motoren der Klasse Euro 4 und 5 sind zu kritisieren. Neben dem in der Kritik stehenden Grenzwert für Stickoxid, der Positionierung der Messstationen ist die Politik für ihre Untätigkeit bei der Anordnung einer durch die Hersteller zu finanzierende Nachrüstung der Abgasanlagen zu kritisieren. Wer politisch derart handelt, gefährdet nicht nur Arbeitsplätze, er verliert auch das Vertrauen der Menschen in die Politik.

Zum Hintergrund:

Aktuell werden am Bosch Standort Homburg 4100 Menschen beschäftigt. Seit 2001 wurden bei der Robert Bosch GmbH am Standort Homburg 2000 Arbeitsplätze abgebaut. Alleine im letzten Jahr über 400. Seit 2002 wurden außer den Auszubildenden fast keine Mitarbeiter mehr fest eingestellt. Allein aufgrund der demografischen Situation werden in den nächsten 10 Jahren weitere 1.000 Mitarbeiter das Homburger Werk verlassen.

Die IG Metall Betriebsräte und die IG Metall Geschäftsstelle bewerten diese Entwicklung kritisch. Aus ihrer Sicht ist die Zukunftsfähigkeit des Homburger Standorts gefährdet. Daher wurden bereits 2016 durch die IG Metall verschiedene Aktivitäten unter dem Motto „BoschBleibt“ gestartet. Die inzwischen hinzugetretene Dieselkrise und die damit verbundenen rückläufigen Auftragseingänge verstärken leider den seit langem anhaltenden kritischen Trend in Homburg.

Von: sm

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