30.09.2024 | Zweibrücken – Nach einer konfliktreichen Auseinandersetzung konnten sich die IG Metall und die Geschäftsführung von Tadano auf Eckpunkte für einen Zukunfts- und Beteiligungstarifvertrag verständigen. Dieser sieht die Einrichtung eines Lenkungsausschusses vor, wie es der Betriebsrat und die IG Metall bereits im Juni vorgeschlagen hatten. Gemeinsam soll eine nachhaltige Standortsicherung mit wettbewerbsfähigen Produkten unter Einbeziehung externer Beratung auf den Weg gebracht werden. Qualifizierungsmaßnahmen und die demografischen Herausforderungen sind weitere Themen des Beteiligungsprojekts. Betriebsbedingte Kündigungen von Gewerkschaftsmitgliedern sind nach einer Restrukturierungsphase sind bis zum 31. Dezember 2028 ausgeschlossen.
Das Unternehmen garantiert den Erhalt des Standorts in Zweibrücken für Produktion, Vertrieb und Entwicklung bis Ende 2028. Die Schließung des Tadano-Standortes Wallerscheid wird auf Ende Juni 2025 verschoben. Das Unternehmen wird den Abbau von rund 249 Arbeitsplätzen mit Abfindungen abfedern.
Die betriebliche IG Metall-Tarifkommission hat dem Ergebnis am heutigen Montag mit sehr großer Mehrheit zugestimmt. Am 1. Oktober erfolgt die Urabstimmung, bei Zustimmung kann der Tarifvertrag am 2. Oktober 2024 in Kraft treten. Am 7. Oktober wird in einer Betriebsversammlung das Ergebnis ausführlich erläutert.
Seit Wochen hatte sich die Belegschaft gegen ursprünglich geplante betriebsbedingte Kündigungen und Standortschließung gewehrt. Jörg Köhlinger, Bezirksleiter der IG Metall Mitte, bewertet das Ergebnis: „Eine solidarische Belegschaft hat das beste herausgeholt. Betriebsbedingte Kündigungen wird es in den nächsten vier Jahren nicht geben. Der geplante Arbeitsplatzabbau kann nur freiwillig erfolgen. Beschäftigte, die das Unternehmen verlassen möchten, erhalten eine Abfindung. Das ist ein großer Erfolg der Beschäftigten. Richtig ist aber leider auch, dass erneut Industriearbeitsplätze verloren gehen.“
Salvatore Vicari, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Homburg-Saarpfalz, zeigte sich am Montag erleichtert: „Drei Wochen haben die Leute gekämpft, heute kann man sagen, es war erfolgreich. Die Geschlossenheit der Belegschaft hat gezeigt, dass man sich auch in scheinbar aussichtslosen Situationen erfolgreich wehren kann.“
Der Betriebsratsvorsitzende von Tadano Zweibrücken, Eduard Glass, betont, dass die Arbeitgeberseite endlich erkannt habe, dass es nur mit der Belegschaft gemeinsam eine nachhaltige Zukunft geben kann. „Die Belegschaft will keinen Streit, sondern Sicherheit, Zukunft und Respekt. Auf dieser Grundlage können die Probleme jetzt angegangen werden.“
„Das Tarifergebnis ist ein Teilerfolg, der ohne die Solidarität und den Arbeitskampf nicht möglich gewesen wäre. Er bietet gute Chancen für die Beteiligung der Beschäftigten an der Zukunftsgestaltung des Unternehmens. Es wurde mehr demokratische Teilhabe im Betrieb offensiv erstritten,“ betont Uwe Zabel, IG Metall-Verhandlungsführer.