24.06.2020 | Die Corona-Pandemie hat direkte Auswirkungen auf die Arbeitsorganisation und die Arbeitsplätze der Beschäftigten in allen Unternehmen. Die Gewerkschaftssekretäre der IG Metall Homburg-Saarpfalz informierten sich vor Ort, bei der Robert Bosch GmbH – Werk West in Homburg, über die praktische Umsetzung der Hygienebestimmungen. Aber auch Themen der Transformation, mögliche Perspektiven für den Standort und die Beschäftigung standen auf dem Programm.
Der Anspannungsgrad ist hoch, das wurde im Gespräch mit der Werkleitung und dem Betriebsrat schnell deutlich. Corona Restriktionen, Weltwirtschaftskrise, Digitalisierung und die fortschreitende Transformation der Automobilindustrie werden den Homburger Standort nachhaltig verändern. Eigentlich keine neue Erkenntnis. Mit dem frisch vereinbarten Standortkonzept wird darauf bereits reagiert. Erste wichtige Weichenstellungen für mögliche Zukunftsprodukte und eine Perspektive des Standortes sind vereinbart.
Für alle Beteiligten unerwartet war dagegen der coronabedingte, weltweite Einbruch der Wirtschaftsleistung in fast allen Branchen und damit verbunden auch die globale Absatzkrise in der Automobilindustrie. Niemand ist derzeit in der Lage eine sichere Prognose für die Zukunft abzugeben. Positiv ist, dass durch die Vereinbarung zwischen der Geschäftsführung und dem Betriebsrat zur Kurzarbeit ein Personalabbau am Homburger Standort verhindert wurde. Hervorzuheben ist auch die vom Betriebsrat erreichte Aufzahlungsregelung zum Kurzarbeitergeld, so sind die Ansprüche der Beschäftigten über die gesetzlichen Grenzen hinausgehend gesichert.
Im Betriebsrundgang konnten wir uns ein umfassendes Bild über die Umsetzung der Hygienestandards verschaffen. Alle Arbeitsplätze waren so gestaltet, dass der Mindestabstand gewährt ist. In Engpassbereichen wurden zusätzliche Folien oder Kunststoffscheiben angebracht. In den Gesprächen mit den Mitarbeitern in der Fertigung und mit unseren IG Metall Vertrauensleuten wurde bestätigt, dass die vorgeschriebenen Arbeitssicherheitsstandards umgesetzt werden. Auffällig waren die fast menschenleeren Büros. Viele Mitarbeiter nutzen die Möglichkeit in Home-Office zu arbeiten. In den Gesprächen mit den Beschäftigten wurde aber auch deutlich, dass dadurch der gemeinsame Austausch schwieriger wird. Interessante Gespräche mit den Beschäftigten in den Bereichen Öffentlichkeitsarbeit, der Personalabteilung, der Softwareentwicklung, dem Controlling und der Hard- und Softwarebetreuung gaben gute Einblicke in die jüngsten Herausforderungen aufgrund der Corona-Pandemie.
Mit Fachvorträgen vor Ort, Präsentationen und einer sehr offenen Diskussion informierten wir uns über die Digitalisierungsstrategie am Homburger Standort. Schnell wurde deutlich, das bekannte Schlagwort Industrie 4.0 ist bei Bosch in Homburg kein theoretischer Begriff, sondern verwirklicht und in einem sehr dynamischen Umsetzungsprozess. Die Vernetzung der einzelnen Maschinen, ein daraus abgeleitetes Instandhaltungsmanagement, eine Optimierung des Energieverbrauchs hin zu einer effizienten und ressourcenschonenden Energiesteuerung sind umgesetzt. Wichtig ist, dass diese Unternehmensziele erreicht werden, ohne eine Leistungs- und Verhaltenskontrolle der Mitarbeiter durch Auswertungen des Datenmaterials. Dieser Punkt war dem Betriebsrat besonders wichtig.
Der weitestgehend vollautomatisierte Warenfluss wurde uns als eine weitere Industrie 4.0 Anwendung vorgestellt. Und in der Tat, es war sehr eindrucksvoll den Stand der Umsetzung zu erleben. Aber auch die Entwicklung hin zu einem funktionierenden Ablauf, durch die Beteiligung der Beschäftigten während des Prozesses hat sicherlich zu dem guten Ergebnis beigetragen.
Aus Sicht der IG Metall zeigt sich u. a. an diesen Beispielen die innovative Leistungsfähigkeit der Belegschaft von Bosch in Homburg. Die Mitarbeiter sind in der Lage auf andere Standorte übertragbare und zum Teil marktfähige Lösungen zu entwickeln. Dies trägt dazu bei, den Standort und die Arbeitsplätze in Homburg zu stabilisieren.
Wir konnten bei unserem Rundgang den Eindruck gewinnen, dass Forschung und Entwicklung bei Bosch auch außerhalb der reinen Forschungsstandorte unterstützt wird. Dies ist sehr positiv, da es die Standorte stärkt, Entwicklungschancen für Mitarbeiter bietet und auch zur positiven Reputation des Standortes in der großen „Bosch-Welt“ beiträgt.
Der gemeinsame Anspruch der örtlichen IG Metall, unserer IG Metall Vertrauensleute und Betriebsräte besteht gegenüber dem Standortmanagement darin, derartige Entwicklungen, möglicherweise auch neue Produkte oder marktfähige Anwendungsmöglichkeiten am Standort langfristig zu halten, auszubauen und dadurch die Arbeitsplätze am Standort zukunftsfest zu entwickeln.
Das Team der IG Metall bedankt sich für den herzlichen Empfang und die aufschlussreichen Gespräche. Ein großes Dankeschön geht auch an unsere IG Metall Betriebsräte für die Planung der Betriebsbegehung und die wertvollen Eindrücke die wir gewinnen konnten.